Was ist derzeit eigentlich anders als früher, vor DER KRISE? Früher hatten wir auch viel Arbeit. Die Unternehmen waren am Anschlag, Mitarbeitende stemmten Überstunden, gefühlt blieb keine Zeit für Innovation, weil das Tagesgeschäft sämtliche Kraft absorbierte. Allerdings bezeichneten die wenigsten diesen Zustand als Krise.
Als das Thema Krise viral ging
Dann kam Corona, der Lockdown, viele Lockdowns. Das haben wir dann Krise genannt. Komplette Branchen waren am Limit, weil nicht mehr gearbeitet werden durfte. Mit großzügigen Programmen der Förderung von Unternehmen und Beschäftigten wurden strukturelle Brüche abgefedert, sodass auf die Zeit nach der Krise hin gefiebert wurde und danach alles wieder so wie vor der Krise werden sollte. Das schien zunächst auch so. Aber dann sprachen wir von der MULTIKRISE, verursacht durch Krieg und globales Kräftemessen: Ausfall der Energieversorgung aus Russland, Einschränkungen für Lieferungen nach China, hohe Kosten für die Verteidigung der europäischen Demokratien. Meine Einschätzung: Erst jetzt haben wir eine Krise im ursprünglichen Sinn des Wortes.
Existenzielle Krisen fordern uns heraus
Wer einmal eine existenzielle Krise durchgemacht hat – Pleite, Krankheit, Trennung – weiß, dass solche Krisen unser Leben in ein Vorher und Danach unterteilen. Und mittendrin wissen wir sprichwörtlich nicht mehr, wo uns der Kopf steht. Wir nennen es sowohl in der Psychologie als auch in der Wirtschaft Depression. Das Alte ist obsolet, das Neue noch nicht erkennbar und schon gar nicht gemacht. Das ist eine Krise.
Bei mir war es am 16. März 1999 soweit, als sich mein Leben in ein davor und danach spaltete. Mein Schwiegervater verstarb über Nacht und sein Nachlass sollte uns in eine tiefe Krise stürzen. Fünf Jahre wirtschaftlich existenzieller Kampf und am Ende eine Fundamentalpleite, die uns noch viele weitere Jahre beschäftigen sollte, um all das zu bewältigen. Vorher war alles leicht und schön. Was man sich vornahm, wurde erreicht. Danach wurde alles schwierig und herausfordernd. Selbst sinnvolle Vorhaben blieben nicht vom Scheitern verschont. Diese existenzielle Krise hatte allerdings auch etwas ungeheuer Befruchtendes, was sich erst viele Jahre später zeigen sollte:
Wir lernten, uns auch in stürmischen Zeiten zurechtzufinden.
Wir beschlossen, das Leben dennoch zu genießen und nicht zu vergessen.
Trotz aller Schwierigkeiten gelang es uns, eine erfolgreiche Zukunft zu gestalten.
Neue Erfahrungen, die wir uns nie ausgesucht hätten, halfen uns paradoxerweise auf unserem Weg.
· Wir entwickelten die Zuversicht, dass sich selbst nach totaler Ratlosigkeit immer wieder neue Ansätze finden lassen, um weiterzukommen und das Unerwünschte hinter sich zu lassen.
So gesehen hat Krise auch etwas ungeheuer Kreatives. In der chinesischen Sprache bedeutet das Wort Krise übrigens nicht nur Katastrophe, sondern ebenso Chance. Ich bin davon überzeugt, dass wir in Deutschland unsere neuen Chancen noch gar nicht klar sehen. Und ich bin sicher, dass immer noch die meisten Menschen auf der Welt gern mit uns tauschen möchten. Unsere Wachstumspause ist so gesehen vielleicht eine Krise. Vor allem aber schenkt diese Krise uns endlich die Gelegenheit, Fehler der Vergangenheit auszuräumen und an einer neuen, noch lebenswerteren Zukunft zu arbeiten. Das gilt individuell wie auch für Unternehmen, Branchen, Politik und Gesellschaft.
Mein Fazit zum Thema Krise
Neue Perspektiven zu erkennen, Chancen zu ergreifen und mit neuen Konzepten in die Umsetzung zu gehen, hat sich schon immer gelohnt. Auch heute. Ich bin dabei. Und Sie?
Unsere Zukunft braucht Menschen wie Sie.
Ihr Hans Marenbach
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